Der Junge besucht den Alten

Halb zehn ist Treffpunkt in unserer Skatstadt, so war es gesagt und viele sind auch da, sozusagen 99,3%, aber die letzten 0,7% möchten eben einen extra Auftritt. Also blieb uns nichts anderes übrig, unser Startfoto ohne sie zu schießen. Eine kleine Gesangseinlage darf natürlich nicht fehlen. Keine Ahnung wer die elektronische Flüstertüte immer mitbringt, aber vor ihr haben fast alle offene Ohren. So, da standen sie nun: Bus eins, zwei und drei. Nun ging es daran Plätze einzunehmen. Kurz und knapp lief alles verdammt geschult ab.

Und jetzt kommen wir zu unserem Extra Auftritt von den letzten 0,7%. Für unseren Ausflug ist Termin gesetzt mit 10:00 Uhr Startschuss. Zwei Minuten vor der Angst gibt es immer noch keine Zeichen von Ron.  Mit Dauerlächeln im Gesicht kommt er um die Ecke und genießt seinen Sonderauftritt. Also ab jetzt heißt es alles setzen, Vollständigkeit abhaken und Kartenausgabe: für manch nervöse Hand hat sich damit auch die letzte Nervosität gelegt.

So es geht los, die Räder bewegen sich, aber so richtig kehrt aber auch wieder nicht Ruhe ein.

Ach du ahnst es nicht, die Geschichte mit der Getränkekarte fast vergessen, schnell mal durchgesagt was wir alles mitführen in unseren Kutschen.

Ein Dank den Jungs an dieser Stelle, die uns das besorgen und so gekonnt verteilen in unseren Kutschen. So jetzt hat da jeder mal ein alkoholfreies Getränk und andere eben mit. Nebenbei haben wir unseren jüngsten Busmitfahrer mal schnell einen anderen Sitzplatz besorgt und eine kleine Kindermedizin verabreicht, der kleine starke Mann hat sich nicht gut gefühlt und über diverse Wehwehchen geklagt. Man richtet sich jetzt eigentlich auf eine Busfahrt ein.

Aber wir könnten ja mal Pause machen! Jetzt kann jeder selber entscheiden, ob es die Lunge ist, die ruft oder sich ein anderes Organ gemeldet hat. Jedenfalls gibt es für alle 10 Minuten und das auf der allerersten Raststätte die es je gab: „Rodaborn“.

Und aufs geht´s wieder, die ersten drei zaghaften Versuche mal ein Lied anzustimmen verlaufen noch im Sand. Aber wie gut ,dass jemand eine Gitarre mit, der Busfahrer ein Micro hat und ja, da ist sie wieder, die elektronische Flüstertüte!: und die zarten Klänge kommen auch in der letzten Bankreihe an.

Keine Ahnung wer da drauf kam, aber das erste Lied kam mit „KlingKlang“ schon ganz gut an. Nach „Ein Kompliment“ ging alles viel leichter von den Lippen und zu „Willenlos“ kommen da schon mal die ersten Eskalationsstufen zum Vorschein. Und weil es so schön war, ist im Bus mal die erste Reihe bis zur letzten Reihe gehüpft, natürlich eine nach der anderen und dann mal alle. Zum Schluss wurde auch der Busfahrer aufgefordert, aber der fand es nicht lustig und hat das Ruder nach rechts gerissen zur nächsten Pause. Glaube irgendwo zwischen Hof und Bamberg. Das heißt 10 Minuten Wiederholung von der ersten Pause. Unser kleinster Mitfahrer hat sich nebenbei auch gesund gemeldet und lächelt wieder. Jetzt ist Verpflegungszeit. Das heißt: Sportplatzfeeling mit Bockwurst im Brötchen plus Senf für die normalen Fans, aber wo Senf nicht mehr hilft, muss Ketchup den Rest machen.

Nürnberg/Feucht große Pause, da gibt es das Gegenteil vom Sportplatzfeeling, das klassische Schnellrestaurantessen macht die Runde.

Die ersten Fachgespräche entstehen, aber wer jetzt glaubt über Fußball, der hat sich getäuscht.

Es wird ein Plan geschmiedet wie Bus 2, sich die nicht alkoholfreien Getränke aus den anderen Kutschen besorgen kann. Ja so ist das, wenn die Reserven schon knapp werden. Aber wir haben da mal ganz pfiffige Jungs im Bus.

Nach erstem Nachlegen sind nun auch die neuen und die alten Nockenwellen warm: wieder nur mit Brötchen. Ausgabe wurde leider wegen einer Notbremsung unterbrochen und alle hatten sich schon auf das Foto vom Busfahrer gefreut. Schade, aber der nächste ist bestimmt uns, irgendwie muss es doch möglich sein, den Busfahrer abzulenken. Oh wer sagt es denn, Ingolstadt liegt gerade auf unserer rechten Blickseite. Also kommt danach das Hopfenland: und wer weiß es schon? Richtig, Pause! Holladi, Hollado oder einfach nur Rastplatz Holledau. So ein Bus kann schon mal zur Entzugsklinik für manchen werden. Wahrscheinlich ist das so gewesen, denn Bus eins und drei sind nach dem Stillen jeglicher Entzugserscheinungen erstmal über jegliche Verbots-und Gebotszeichen falsch gefahren. Ja da haben wir es wieder: nur pfiffige Jungs fahren in der zwei mit, deswegen müssen wir auch immer zum Schluss fahren,um alle wieder einzusammeln. So, nochmal eins, zwei Lieder angestimmt, Kaffee als Drogenersatz geschlürft, Koffein ist ja fast Nikotin. Und da liegt sie auf einmal: die noch graue Schüssel an unserer rechten Seite, mausgrau ist total uncool. Ja aber für uns rote Bullen schalten sie ja noch das rote Gewand an, außen rot, innen weiß, passt fast auf uns Rot/Weißen. Busparkplatz für Gäste erreicht, Entzugsklinik für 4 Stunden schnell verlassen ist das erste Motto.

Noch verschiedene Fußballgespräche, Begrüßungen unter Freunden aus den anderen Kutschen und das sind sehr viele. Irgendwann hieß es dann langsam Aufbruch Richtung Wohnzimmer der Alten, für uns jetzt mal schön in Rot gehalten. Einlass ist hier ja anders wie wir es gewohnt sind, nicht nach dem Motto, Kinder und Frauen zuerst, nein, in diesem blau/weiß karierten Land müssen Frauen eben eine Stunde länger anstehen, bevor sie diese heiligen Hallen betreten dürfen. Nach Fragen und Erstaunen ist eine Klärung nicht möglich, was damit bezweckt wird.

So,Treppensteigen angesagt, schließlich haben wir Stehplatz gebucht im dritten Obergeschoß. Vom letzten verlorenen Spiel hier, waren sogar noch 19,50 € drauf, na wer sagt´s denn, manchmal muss man auch Glück haben. In die Runde gefragt wer was möchte und dann Game Over: das reicht niemals! Also aufladen. Dreimal nicht alkoholfreies Getränk: eine Weißweinschorle, eine Cola und einen heißen Traubensaft mit einem Schuss. Auf Preisangaben verzichte ich hier mal ganz klassisch. Auf geht´s: Platzsuche. Na wo sind sie denn, die das alles bestellt haben. Gefunden und erleichtert, dass ich das nicht in dieses Wohnzimmer fallenlassen habe. Eins, zwei Lieder angestimmt, noch zwei, drei Gespräche unter Freunden geführt und da ist er wieder: der erste berühmte Pfiff. Zum Spiel schreiben wir da mal nichts, nur so viel: es lief etwas schief und das hat den Plan vernichtet, der wahrscheinlich ausgegeben wurde. Hatten wir schon erwähnt, dass es hier kalt ist drinnen wie draußen? Sind wir ja gar nicht mehr gewohnt, aber wird wohl die nächsten Wochen unser Fußballleben wieder bestimmen. Halbzeitgespräche halten sich in Grenzen, jeder ist eigentlich bedient, das merkt man: Arenakarte nebenbei nochmal gestresst.

Wiederanpfiff und zwei Wechsel in der nächsten Spielhälfte erschöpfen unser Wechselkontingent komplett. Abpfiff winke, winke und Auf Wiedersehen. Was uns nur aufgefallen ist, ab der 80. Minute verlassen die Fans des Alten schlagartig ihr Wohnzimmer. Ob es daran liegt, dass die Heizung aus ist?! Diese Frage bleibt leider ungeklärt. Noch in aller Ehren auf die Mannschaft gewartet, hat aber auch so richtig nicht gefunkt, die Begeisterung zwischen Fans und Team.

So sammeln, langsam Richtung Kutschen schlendern. Kontrolle, das alles mitkommt und man selber alles am Start hat. Stadionkarte, na toll und wieder ist ein Restbestand drauf. Da trifft man sich wieder hinter den Rängen. Ach du Schande, was ist denn hier los? Mein Kumpel wird sowas von festgehalten, von einem massiven grauen Geländer. Na gut, Arm in Arm haben wir versucht ,treppab zu klettern, hätte mir einer gesagt, dass es wirklich so viele Etagen sind, konnten wir auch oben eine Kugel bilden, den Rest hätte da mal die Erdanziehung gemacht. Die letzten zwei Stufen geschafft ohne Sturz und Kratzer. Wer aber nun mal einen auf dem Leuchter hat, der möchte auch im geradeaus Treppen steigen. Und da lagen wir nun, so wie die Marienkäfer, auf dem Rücken.

Wie wir es gelernt haben von Mutti und Oma, schnell hochrappeln und abputzen, nicht das wir uns erkälten und schmutzig machen. Der gleiche Weg kommt einem irgendwie doppelt so lang vor, und 90 Kilogramm perfekt verteilte Muskelmasse lassen einem schon mal schnaufen. Und wenn du auf dem Weg zur fahrbereiten Entzugsklinik bist, hat das zur Folge, wenn auch nicht viel geht, das geht aber definitiv noch: Nikotinspiegel anheben. So geschafft: eine Stunde Schlaf verordnet für den Getränkeunfall und da kommt unser jüngster Kutschengast gerade pünktlich ins Bild, natürlich gilt das gleiche für ihn auch. Persönlich selber noch vielen Tschüss und gute Fahrt gewünscht, anderen aufmunternde Worte mitgegeben und los ging es wieder. Drei Kutschen lassen die Zügel knallen, die vielen Pferdestärken bringen uns wieder Richtung Heimat.

Da ist nicht viel Spannendes geschehen. Die ersten Schlafmützen haben sich gefunden, zwei, drei Fachgespräche wurden geführt, ein SkyGo-Gerät lief auch, brachte aber auch so richtig keine Erklärung des Geschehenen. Vom Gefühl getragen, dass der Rückweg immer kürzer ist als der Hinweg. Zwei kleine Pausen dazwischen. Da war sie auch schon da, die Abfahrt Altenburg. Und genau 16 Stunden später, haben wir unseren Startpunkt wieder erreicht.

Vielen Dank an alle Organisatoren und auch Busfahrer

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