Eine Reise nach Neapel
- Elisabeth Städele
- Kategorie: Galerie
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Wenn man nach fast 29 Jahren in seinen ersten Urlaub fliegt, dann ist man doch leicht aufgeregt, also schnell ab zur S-Bahn, bevor ich noch einen Rückzieher machen kann. Erstes Loch in der Reisekasse – Nahverkehr zum Flughafen ist preislich dasselbe wie zu zweit nach Salzburg und zurück zu fahren, das hatten wir gekonnt verdrängt. Gut, dass der erste Zwischenstopp schon kurz danach das Vapiano ist. Auf den Schreck noch einmal stärken für die große Reise und dann geht es richtig los.
Die Fahrt zum Flughafen läuft ohne Probleme, aber ohne Vorzeigen der Bordkarte kommt man hier maximal noch zur Toilette, für alles andere bracht man diese Ding – Notiz an einen selbst „für den Rückflug einen Screenshot machen“ Im Wartebereich angekommen sind sie auch schon – Rasenball-Fans, eine Seltenheit im Münchner Raum. Halten sich ansonsten wohl nur in dunklen Ecken auf, weshalb wir in unserem Örtchen auch noch keine gefunden haben. Der Flug verläuft ruhig, die Sicht ist wunderbar und nach einem Sandwich geht es auch schon nach unten, die Landung zieht sich etwas, der Tinnitus ist perfekt.
Auf dem Boden angekommen nach kurzer Suche die Schilder zum Bus gefunden und ab zum Hotel. Zwischen Haltestelle und dem selbigen gleich noch die Ur-Krostitzer Bullen getroffen und festgestellt, dass die Anzeigetafel im Bus zurecht vor „Pickpockets “ warnt. Man war ja auf alles vorbereitet, so konnte auch nichts schief gehen. Verhalten wie in Leipzig auf dem Weihnachtsmarkt und ja nichts in den Außentaschen haben, die sind sofort auf.
Nach einem kurzen Fußmarsch im „Cine Holyday “ Hotel angekommen. Das Zimmer erinnert vom Stil her an Omas selbst gebaute Puppenhäuser, rosa Wände mit Blümchentapete und ganz viele Bilder aus dem Film „Toto“ -, Hotel Motto damit auch verstanden. Sauber ist es und der Flachbild TV in Größe eines Laptops funktioniert nach gutem Zureden auch. Soweit alles gut, also gleich wieder raus, Futter fassen. Auf den breiteren Straßen lässt sich langsam erahnen wieso Neapel als dreckig bekannt ist, was an Müll nicht einfach auf dem Boden liegen gelassen wird stapelt sich neben großen Tonnen.
Google schlägt „die beste Pizza in Neapel“ vor, nicht mal weit weg, erwähnt aber nicht, dass man vor dem Laden auf der Straße steht und darauf wartet, dass der eifrige Italiener die eigene
Wartenummer aufruft. – daran soll man aber angeblich die guten Läden erkennen. Gut, dass schräg gegenüber noch eine Pizzeria ist. Hier ist es nicht so voll, es sitzen schon Leipziger drinnen und auf dem großen TV läuft Champions League, perfekt. Bier und Pizza kommen schnell, ungewohnt ist die Sahne auf dem Teig, aber das lässt sich wirklich gut essen. Entgegen diverser Berichte bei sozialen Netzwerken hatten wir überhaupt keine Probleme mit den einheimischen Fußballfans, sind uns alle sehr freundlich begegnet – Forza Lipsia! Gut gestärkt geht es dann in der Halbzeit zurück zum Hotel, zweite Hälfte gucken und Schluss für heute.
Tag 2
Ausgeruht geht es zum Frühstücken. Von Toast über Cornflakes, Joghurt, Wurst und Marmelade ist bis zum Kuchen fast alles dabei. So brechen wir gut gestärkt und entspannt in die Stadt auf Fest geplant ist nur, dass es Mittag Pasta Napoli geben wird, welche wir dann später in einer winzigen Pizzeria auch gut & günstig bekomme haben. zusammenfassend kann man sagen: – man sollte immer nach unten schauen, denn wenn es dich nicht beim nächsten Loch im Boden auf die Nase haut, dann stehst du in einem Müllhaufen oder den Hinterlassenschaften eines Vierbeiners – Ampeln sind Richtwerte, vor allem für Fußgänger, wer stehen bleibt verliert und darf auf dieser Straßenseite verhungern, also Lücken nutzen und in den Verkehr laufen, die bremsen dann schon – keine Gasse ist zu eng, um mit Auto oder Roller zwischen den Fußgängern durch zu rasen.
Treffpunkt Hafen:
einmal hier angekommen, läuft alles nach Programmablauf, nicht mal ganz ans Wasser darf man hier mehr. Wir scheinen hier einen Ruf zu haben, nur wohl keinen besonders tollen.
Viele voll ausgestattete Polizisten warten in voller Montur vor Ihren voll vergitterten Fahrzeugen darauf, dass wir endlich randalieren, nur irgendwie hat da keiner Lust dazu. Beim Einsteigen in die wohl als Schrott ausrangierten Schulbusse – sie nennen es Shuttle – werden erst mal die Achsen mit Hüpfen getestet – hält – kann los gehen. Die kürzeste Strecke von hier zum Stadion hätte wohl unter 10 km gehabt, aber wir bekommen eine eskortierte Stadtrundfahrt von ca. 24 km, inklusive Stau und Mautstellen. Schade nur dass wir darüber nicht vorher informiert wurden. Wer bisher noch locker war, der könnte jetzt auf Grund menschlicher Bedürfnisse doch langsam leicht reizbar werden, aber man lässt sich ja die Stimmung nicht verderben und singt sich schon mal ein.
Am Stadion angekommen werden alle genauestens kontrolliert. Jedes Logo auf mitgeführten Fanartikeln wird untersucht und zu mehreren besprochen ob das zu RB gehört. Man hatte wohl vergessen Ihnen vorab das Skatstadt Bullen Logo zu schicken? Das kannten sie leider nicht, ließen sich aber noch überzeugen, dass Mein Schal nicht das Böse in Person ist. Auf der Heimseite wurde Erzählungen nach so gut wie gar nicht kontrolliert, was auch die später abgebrannte Menge an Pyrotechnik erklärt.
Nach gefühlt endlosem Anstieg im Gästeblock angekommen, einen kurzen Überblick verschafft und dabei gleich das Banner und den Rest der Truppe gesichtet. Was man sonst sieht ist nicht so erfreulich. Dort wo die beton ummantelten Träger aufeinandertreffen, läuft Rost aus den Ritzen, was einem vor Augen hält, dass alles was man über den Zustand des Stadions liest wohl doch wahr sein dürfte:
Hier ein kleiner Berg Müll hinter dem Tor, dort ein bisschen Hasendraht am Boden, die noch vorhandenen Sitze lösen sich auf – man merkt, dass der Zustand wohl schon lange nicht mehr interessiert. Wen auch? Die Heimbereiche sind mehr als schlecht gefüllt. Wir haben in unserem Eckchen freie Platzwahl, aber immer schön als Block zusammenbleiben. Um das durch zu setzen haben sie sehr viele Ordner aufgestellt (die ganze Front des Blocks) und diese noch mit ebenso viel Polizei verstärkt.
Wer bisher in der Red Bull Arena gemeckert hat, dass man für Verpflegung zu lange anstehen muss, der ist für die Zukunft nun auch geheilt. Ein Klapptisch, zwei Verkäufer, Wasser, Pepsi, Chips, Oreo-Kekse und Sandwich das muss reichen für 1.400 mitgereiste Leipziger. Sie meinen es ja nur gut mit uns, wer nicht trinkt der kommt auch nicht in Versuchung die Toiletten auf zu suchen. Die Aussage der Mädels „wie Pinkeln im Wald“ kommt dem Vorgefundenen doch sehr nahe, nur dass man im Wald keine im Boden eingelassene Keramik findet.
Zum Spiel an sich, brauche ich hier nicht mehr viel zu schreiben, das wisst ihr ja. Die Anzeigetafel wollte es teils selbst nicht wahrhaben und hat sich dann für nichts und 0:0 entschieden, musste das Ergebnis am Ende trotzdem akzeptieren. Nach Abpfiff noch schön die Mannschaft feiern und dann die Blocksperre absitzen – gefühlt bis zum nächsten Tag – bevor man dann zum Shuttle hechten und mit der Standrundfahrt-Eskorte brav zurück zum Hafen fahren durfte. Von hier aus geht es Trüppchenweise zurück zum Hotel und ab ins Bett.
Tag 3
Als Sieger schläft man einfach am Besten und kann sich gut gestärkt auf den Weg zum Geschichtsprogramm machen. Auf zum Bahnhof und ab nach Pompeji. Die Abfahrtszeiten des öffentlichen Nahverkehrs bleiben Richtwerte, das fährt eh alles wie es will, aber irgendwann kommt dann doch der Zug und es kann los gehen. Vorbei an total runtergekommenen Vierteln, neben denen frisch sanierte Häuser und Neubauten zu finden sind. Eins haben die Häuser alle gemeinsam, die Wäsche hängt dazwischen egal ob an einer Hauptstraße, neben den Gleisen oder in der engsten Gasse.
Da der Vesuv wegen Glatteis gesperrt war, haben wir uns für viel Zeit in Pompeji entschieden und wahrscheinlich trotzdem nicht jede Ecke geschafft. Es ist auf jeden Fall sehenswert und sehr interessant die Bilder aus dem Lateinbuch einmal real vor sich zu haben. Danach geht es noch zum Pasta Essen, erneut wieder gar nicht so einfach einen Laden zu finden, der nicht nur Pizza hat, heute gibt es Carbonara und auch diese überzeugt. In einem Laden noch schnell ein bisschen Süßkram von Kinder gekauft, den es zu Hause noch nicht gibt und dann langsam zurück ins Hotel.
Tag 4
Frühstück, packen, auschecken und ab zum Flughafen. Irgendwas scheint heute besonders zu sein, man sieht Müllautos und Straßenkehrer die anscheinend die Stadt für das Wochenende wiederherrichten, also muss man wohl Samstag anreisen, wenn man ein sauberes Neapel erleben will, da es sicher nicht lange anhält. Am Flughafen treffen wir dann noch einmal ein paar Skatstadtbullen, die im selben Flieger bis München mitkommen und dann dank gestrichenem Anschlussfluges noch einen weiteren Weg vor sich haben. Verwöhnt von 13 Grad in Italien ist es dann doch komisch im dichten Schneetreiben wieder zu Hause zu landen und durch eine malerische Winterlandschaft mit der S-Bahn Richtung Heimat zu fahren. Es war auf jeden Fall gut einen Kurzurlaub aus der Reise zu machen, so haben wir auch ein bisschen was von Stadt und Gegend gesehen, kann solche Trips auch wirklich nur empfehlen.
Kosten:
Flüge und Hotel pro Person € 273,-
S-Bahn Tickets gesamt € 32,-
restliche Kosten pro Person ca. € 60,-
Grüße die weiter entfernten Skatstadtbullen
Verfasserin Elisabeth Städele